Franz Wenzel, Handbuch der Farbe

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Der Inhalt widerspiegelt den Wissensstand über die Farbmittel um 1930. Die Angaben stimmen deshalb nicht unbedingt mit dem aktuellen Wissenstand überein.

Die Aufarbeitung und Wiedergabe des Textes erfolgt aus Interesse an der Geschichte der Farben und Farbmittel. Aus demselben Blickwinkel sollte die Lektüre erfolgen.

Der Text und die Schreibweise blieben dem Original gegenüber unverändert. Auch die Auszeichnung folgt weitgehend dem Original. Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.

Blaue Farben

Ultramarinblau (Ultramaringrün). Lat.: lapis lazuli, engl.: ultramarine, franz.: bleu d'outremer.
Künstliche Mineralfarbe. Schwefelhaltiges Tonerdesilikat. Verwendbar in allen Bindemitteln. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, gegen Alkalien und Licht unempfindlich. Mit Blei- und Kupferfarben nicht mischbar.
Rasche Beurteilung: Mit verdünnter Salzsäure tritt Bildung von Schwefelwasserstoff auf und Entfärbung.
Andere Bezeichnungen sind: Steinblau, Lapisblau, Lasurblau, Permanentblau, Neublau, Azurblau, Bayrisch Blau, Nürnberger Blau, Orientalisch Blau.

Kobaltblau. Lat.: cobaltum oxydulatum, engl.: cobalt blue, franz.: bleu de Thénard.
Künstliche Mineralfarbe. Kobaltoxydul. In Öl verwendbar. In Leim und Kalk wenig verwendet. Wird von Säuren und Alkalien nicht angegriffen. Nicht giftig.
Rasche Erkennung: Wird von Säuren nicht verändert. Es ist vornehmlich blaue Lasurfarbe. Kobaltblau ist die haltbarste aller Blaufarben.
Anderweitige Bezeichnungen: Thenardsblau, Azurblau, Kaiserblau, Leithners Blau, Leidener Blau, Kobaltultramarin, Königsblatt, Wiener Blau, Gahns Blau.

Pariser Blau, Berliner Blau, Preußisch Blau. Lat.: ferrum, cyanatum, engl.: Prussian blue, Parisian blue, franz.: bleu de Prusse, bleu de Paris.
Künstliche Mineralfarbe. Cyaneisenverbindung. In Öl, Leim und Öllack verwendbar, nicht in Kalk. Nicht giftig. Ist gegen verdünnte Säuren haltbar, in Alkalien nicht. Gegen Licht ziemlich unempfindlich. Auch unempfindlich gegen andere Farben in Mischung.
Rasche Erkennung: Wird mit Alkalien braun. Pariser Blau ist reine Lasurfarbe von tief schwarzblauem Ton. Reines Pariser Blau kommt in Stücken mit metallisch glänzender Bruchfläche in den Handel.
Anderweitige Bezeichnungen: Stahlblau, Miloriblau, Mineralblau, Diesbacher Blau (nach dem Erfinder Diesbach), Ölblau, Wasserblau, Chinesisch Blau.
Sogenannte Beisorten, das heißt ähnliche Blaue, sind: Antwerpener Blau, Sächsisch Blau, Erlanger Blau, Zwickauer Blau, Braunschweiger Blau, Raymonds Blau, Louisenblau.

Modeblau. Nennt man eine Reihe moderner, im Licht und an der Luft meist gut haltbarer Blaufarbstoffe, die in der Regel Teerfarben sind.

Bremer Blau. Lat.: cuprum oxydulatum, engl.: Bremen blue, franz.: bleu de Brême.
Künstliche Mineralfarbe. Kupferoxydul mit Tonerde. Wird in Öl grün, in Leim verwendbar, in Öl- und Spirituslack zweifelhaft Auf Kalk verwendbar. Giftig. In Säuren löslich, gegen Alkalien ziemlich haltbar, auch gegen Licht ziemlich beständig. Mit Schwefelfarben nicht mischbar. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff.
Rasche Erkennung: Die salzsaure Lösung gibt beim übersättigen mit Ammoniak eine prachtvoll blaugefärbte Flüssigkeit.

Bergblau. Lat.: armenium, engl.: verditer, mountain blue, franz.: bleu de montagne.
Meist künstliche, auch natürliche Mineralfarbe. Basisch kohlensaures Kupfer. In Leim und Öl verwendbar. In Lack und Spirituslacken zweifelhaft, in Kalk kaum verwendbar. Giftig. In Säuren löslich, gegen Alkalien und Licht teilweise empfindlich. Mit Schwefelfarben nicht mischbar.
Rasche Erkennung: Wie beim Bremer Blau. Bergblau und Bremer Blau werden in der Praxis meist als ein und dieselbe Farbe bezeichnet. Sie haben wohl die gleichen Eigenschaften und fast gleiches Aussehen, sind aber chemisch doch verschieden, wie hier gezeigt.

Indigo. Lat.: indicum, color indicus, engl.: indigo, franz.: indigo.
Künstliche Farbe organischen Ursprungs. Wurde früher aus den Blättern der Indigopflanze in Indien gewonnen. Jetzt größtenteils synthetisch hergestellt aus Teerfarben. Als Leim- und Mischfarbe für Theatermalerei früher sehr geschätzt. Ist gegen Säuren und schwache Alkalien unempfindlich. Nicht giftig. Wird heute nur noch wenig als Malerfarbe verwendet.

Andere seltenere Blaufarben sind:
Smalte oder Eschel. Kieselsaurer Kobalt. Ist eine ungemein haltbare Farbe. Wurde früher allgemein im Malergewerbe benutzt, ist aber durch das viel billigere Ultramarinblau vollständig verdrängt worden.

Coelinblau. Coeruleum, Kobaltoxydul, mit Zinnoxyd und Tonerde. Ist ebenfalls eine sehr haltbare Kobaltfarbe, aber durch das billigere Ultramarinblau verdrängt.

Indigokarmin. Ist eine aus Indigo und Soda bestehende blaue Farbe, wird vorzugsweise in der Stoffärberei verwendet.

Blauholzblau. Ist ein Produkt, das aus dem Holze des Blauholzbaumes gewonnen wird, also eine Pflanzenfarbe. Dient zum Färben von Stoffen.

Außer diesen seien noch genannt: Flechtenblau, Königsblau, Marineblau, Lichtblau, Nachtblau, Türkisch Blau, Pfauenblau, Azurblau, Himmelblau, Kalkblau, Antikblau, Ölblau, Orientblau, Wagenblau. Es sind das meist sogenannte Phantasienamen für Blaue, die aus verschiedenen Farben gemischt sind, um bestimmte Töne zu erreichen, zum Teil sind es Bezeichnungen für Teerfarblacke, das heißt blaue Teerfarben, die auf Ton oder Spat niedergeschlagen sind.

Braune Farben

Umbra. Lat.: terra umbra, engl.: umber, franz.: terre d'ombre.
Natürliche Mineralfarbe. Kohlenstoffhaltige Eisen- und Manganverbindung. In allen Bindemitteln verwendbar. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt. Gegen Alkalien, Licht und Mischungen unempfindlich.
Rasche Erkennung: Wie beim Ocker. Umbra wird in verschiedenen Tönungen geliefert, gelbliche, grünliche, gebrannte, rote und tiefbraune.
Umbra hat gute Deckkraft. Die grünliche ist eine gute Lasurfarbe. Anderweitige Bezeichnungen: Umbraun, cyprisches Braun, türkische Erde, türkische Umbra, Italiener Umbra, Umbra gebrannt italienisch, Umber, Erdbraun, Kölner Erde, Rehbraun, Kastanienbraun, Manganbraun, Manganerde, Braunerde, Braunstein, Mineralbraun, Sepiabraun, Kölner Umbra.

Kasseler Braun. Lat.: terra Cologne, engl.: Cologneumber, franz.: terre de Cologne.
Natürliche Farbe organischen Ursprungs. Feinerdige Braunkohle. In Öl, Leim, Kalk und Wasserglas verwendbar. Von Säuren zersetzt, in Alkalien beständig, im Lichte nicht sehr beständig. Nicht giftig. Sehr geschätzte Lasurfarbe. Gegen, Schwefelwasserstoff unempfindlich.
Rasche Erkennung: Löst sich in heißer Salzsäure auf ohne Chlorentwicklung.
Anderweitige Bezeichnungen: Kasseler Erde, Kölner Erde, Kölner Braun, Kohlebraun, Lasurbraun, Bister, Umbra, rheinisches Braun, rheinische Erde, Braunkohlenbraun.

Brauner Lack. Holzglanzruß, auch braune Erdfarbe. In Öl und Leim verwendbar. In Öl- und Spirituslack und Kalk nicht verwendbar. Nicht giftig. Verhalten gegen Säuren, Alkalien und Licht verschieden. Auch in Mischfarben verschieden.
Rasche Erkennung: Gibt mit Salzsäure gelbe Lösung, mit Natronlauge und Ammoniak braune.
Anderweitige Bezeichnungen: Braunlack, Lackbraun.

Manganbraun. Lat.: manganum hydroxydatum, engl.: manganese brown, franz.: brun de manganese.
Natürliche Mineralfarbe. Eisen- und Manganhydroxyd. Verwendbar in Öl, Leim und Lacken, sowie in Kalk und Wasserglas. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, von Alkalien nicht. Lichtbeständig, mit allen Farben mischbar und gute Deckkraft.
Rasche Erkennung: Entwickelt mit Salzsäure Chlorgas.
Andere Bezeichnungen: Umbraun, Mineralbraun, Kastanienbraun.

Asphalt. Lat.: asphaltum, engl.: asphaltum, mineral pitch, franz.: asphalte.
Erdpech, Bitumen, ist von braunschwarzer Farbe und wird als Lasurfarbe verwendet. Widerstandsfähig gegen alle Säuren. Von Alkalien nicht angegriffen. Nicht giftig, lichtbeständig.
Andere Bezeichhungen: Bitumen, Judenpech, Faßpech, Brauerpech.

Andere, weniger verwendete braune Farben sind:
Mumie. Asphalt und Harz aus einbalsamierten Leichen. Ist gegen verdünnte Säuren und Alkalien widerstandsfähig. Nicht giftig. Wird meist als Aquarellfarbe verwendet.
Anderweitige Bezeichnungen: Mumiin, Mumienbraun, Mumienaquarellfarbe.

Brauner Ocker. Eine gelbliche Umbra, hat dieselben Eigenschaften wie die braune Umbra.

Braunstein. Mangansuperoxyd. Ist in Säuren löslich, gegen Alkalien unverändert. Wird in der Glasfabrikation und hauptsächlich zur Herstellung von Sikkativen verwendet. Nicht giftig.

Bister. Präparierter Glanzruß. In Salzsäure löslich, in Alkalien nur wenig löslich. Dient vielfach als Lasurfarbe, nicht giftig.
Anderweitige Bezeichnung: Rußbraun.

Bleibraun. Bleisuperoxyd, braune Bleiglätte. Zu Sikkativen verwendet. Giftig.

Florentiner Braun. Ferrozyankupfer. In Säuren bei Erwärmen löslich, wird von Alkalien zersetzt. Der chemischen Zusammensetzung nach eine dem Berliner Blau ähnliche Farbe.

Kastanienbraun. Eine dem schönen Kastanientone ähnliche Umbra.

Sepia. Ein animalischer Farbstoff, wird aus dem Tintenbeutel des Tintenfisches gewonnen. Meist nur als Aquarellfarbe verwendet. Ist in verdünnten Säuren unlöslich, dagegen in Alkalien löslich.

Vandyckbraun. Feine Sorte Kasseler Braun, s. d.

Rehbraun. Ein helles, dem Tone der Rehe ähnliches Braun, meist helle Umbra.

Stil de grain brun. Eine gelblichbraune Aquarellfarbe, meist Saftfarbe aus Kreuzbeeren gewonnen.

Phantasiebezeichnungen von sonstigen braunen Farben sind:
Purpurbraun, Mahagonibraun, Toskaner Braun, Wagenbraun, Italiener Braun, Bismarckbraun und viele andere.

Sogenannte gebrannte braune Erden sind:
Veroneser Erde gebrannt, böhmische Erde gebrannt, gebrannter Goldocker, gebrannte Grünerde, Italiener Ocker gebrannt, Dunkelocker gebrannt.

Gelbe Farben

Ocker. Lat.: ochra, engl.: ochre, franz.: ochre.
Natürliche Mineralfarbe, Eisenoxydhydrat. Verwendbar in allen Bindemitteln. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, gegen Alkalien, Licht und Mischung mit anderen Farben unempfindlich.
Rasche Erkennung: Gibt mit Salzsäure erwärmt gelbe Lösung, die mit gelbem Blutlaugensalz blauen Niederschlag gibt.
Der beste und schönste Ocker kommt aus Frankreich, der deutsche ist meist dunkler und nicht so fein.
Die hauptsächlichsten Qualitätsbezeichnungen sind aus folgenden Buchstaben zusammengesetzt: T, C, E, S., 0, F, R und M.
Außer diesen Buchstaben findet man vielfach auch noch die folgenden zusammenfassenden Bezeichnungen:

  • qualité extra supérieure, das heißt zu deutsch: besonders feine Sorte.
  • qualité supérieure = feine Sorte.
  • 1ere qualité = gute (prima) Sorte.

Die genannten Buchstaben sind nichts weiter als die Anfangsbuchstaben der Farbenbezeichnung und vermeiden unnötigen Wortballast. Sie heißen:

  • J = jaune = gelb,
  • 0 = or = gold,
  • P = rouge = rot,
  • M = moyen = mittel,
  • T = trés = sehr,
  • L = lavé = geschlämmt, gewaschen,
  • C = citron = hochgelb,
  • C = clair = hell,
  • E = extra = besonders,
  • S = supérieur = feinst,
  • F = fonce = dunkel.

Ein beispielsweise mit JTCLES gezeichnetes Ockerfaß enthält mithin einen

  • J = jaune = gelben,
  • T = trés = sehr,
  • C = clair = hellen,
  • L = lavé =geschlämmten
  • ES = extra-supérieur = hochfeinen Ocker.

Wird Ocker geglüht, so wird er rot und heißt dann gebrannter Ocker.

Andere Bezeichnungen sind: Gelberde, Thüringer Gelb, Französisch Gelb, Amberger Gelb, Amberger Erde, Goldocker, Dunkelocker, Satinober, Lichtocker, Mittelocker, Ebersbacher Gelb, Ocher, Chinesisch Gelb, Eisenbraun, Eisenorange, Hausgelb, gelbe Erde, gelber Ton, Goldgelb, Kollerfarbe, Schöngelb, Rheingauer Erde, Englisch Gelb, Rehgelb, Ölocker, Braunocker, Samtgelb, terra ochra, terra, jaune, ochre de rue, Deckgelb, Preußisch Gelb.

Chromgelb. Lat.: plumbum oxydatum chromicum, engl.: chrome yellow, franz.: jaune de chrome.
Künstliche Mineralfarbe. Chromblei. In Öl, Lack und Leim verwendbar, in Kalk nicht. Giftig. Wird von Säuren zersetzt, in Alkalien teilweise löslich. Die helleren Sorten dunkeln im Lichte leicht nach. Mit Schwefelfarben nicht mischbar.
Rasche Erkennung: Löst sich in heißer, verdünnter Salzsäure und in Alkalien. Die Deckkraft ist gut. Wird von Schwefelwasserstoff beeinträchtigt.
Chromgelb kommt in den Sorten zitron und orange in verschiedenen Tönungen im Handel vor.
Andere Bezeichnungen sind: Königsgelb, Zitrongelb, Neugelb, Leipziger Gelb, Kölner Gelb, Zwickauer Gelb, Amerikanisch Chromgelb, Baltimorgelb, Bleichromat, Französisch Chromgelb, Pariser Gelb, Kanariengelb, Chromocker.

Neapelgelb. Lat.: plumbum oxydatum stibicum, engl.: yellow of Naples, franz.: jaune de Naples.
Künstliche Mineralfarbe. Antimonsaures Blei. Verwendbar in Öl, Leim, Kalk und Wasserglas. Im Lichte gut haltbar. Soll mit Schwefel- und Kupferfarben nicht gemischt werden. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff.
Rasche Erkennung: Bleibt beim Kochen mit Natronlauge unverändert. Deckkraft gut.
Andere Bezeichnungen: Antimongelb, Neapelerde, Gialolino.

Indischgelb. Lat.: flavus Indicus, engl.: Indian yellow, franz.: jaune des Indes.
Natürlicher organischer Farbstoff. Euxantinsaures Magnesium. In Ölfarbe und anderen Bindemitteln verwendbar. Nicht giftig. Im Lichte gut haltbar. Mischbar in allen Farben. Gute Lasurfarbe von schönem, goldgelbem Ton.
Rasche Erkennung: Verbrennt auf einem polierten Stahlblech (Messerklinge) und weiterer Erhitzung der Asche zu einer weißen Asche. Diese muß in Salzsäure vollkommen löslich sein.
Indischgelb wird aus dem Harn der Kühe in Indien bereitet, die mit Blättern des Mangostanbaumes gefüttert werden.
Andere Bezeichnungen sind: Euxantingelb, Aureolin, Piuri und Piuree, Mangogelb.

Kadmiumgelb. Lat.: cadmium sulfuratum, engl.: cadmium yellow, franz.: jaune de cadmie, jaune brillant.
Künstliche Mineralfarbe. Schwefelkadmium. In Öl, Leim, sowie in Kalk und Wasserglas verwendbar, ebenso in Öl- und Spirituslacken. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, unempfindlich gegen Alkalien. Soll nicht mit Kupferfarben gemischt werden, ebenso nicht mit Blei-farben.
Rasche Erkennung: Löst sich in Salzsäure unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff. Gute Deckkraft und große Mischfähigkeit.
Anderweitige Bezeichnungen: Kadmiumsulfit, Strohmeyer Gelb (nach seinem Erfinder Strohmeyer), Brillantgelb.

Bleigelb. Lat.: plumbum oxydatum flavum, engl.: yellow lead, franz.: jaune de plomb.
Mineralfarbe. Hüttenabfallprodukt. Zusammensetzung wechselnd. In Öl und Leim verwendbar. Unter gewissen Umständen auch in Öllack. Nicht verwendbar in Spirituslack und Kalk. Giftig. Gute Trocken-farbe. Wird von Säuren und Alkalien zersetzt. Gegen das Licht unempfindlich. Mit Schwefelfarben nicht mischbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Bleiglätte, Deckgelb, Bleioxyd, Massikot, Goldglätte, Silberglätte, Englische Glätte, Glättegelb, Neugelb.

Schüttgelb. Lat.: lacca flava e Rhamnus factus, engl.: dutchpink, franz.: jaune d'Avignon.
Pflanzenfarbstoff, gelber Farblack aus Kreuzbeeren. In Öl nicht verwendbar. In Leim verwendbar, nicht in Kalk und Lackfarben. Im Licht nicht haltbar. Wird von Säuren und Alkalien angegriffen. Nicht giftig.
Rasche Erkennung: Löst sich in verdünnter Salzsäure unter Aufbrausen auf.
Anderweitige Bezeichnungen: Sitgelb, Altgold, Beerengelb, Kreuzdorngelb, Pinke, Sitgeelen, Stil de grain, Gelbbeerengelb, Gürths Gelb.

Terra di Siena nat. Lat.: terra Senae, engl.: terra di Siena, franz.: terre di Sienne.
Natürliche Erdfarbe. Eisenoxyd mit Tonerde. In allen Bindemitteln haltbar. Gegen Alkalien und Säuren nicht empfindlich. Lasurfarbe.
Andere Bezeichnungen: Lasurgelb, Sienaerde, Italiener Gelb, Italiener Erde.

Andere Gelbfarben sind noch:
Chromocker. Mischung von Chromgelb und Ocker, kommt hauptsächlich zum Grundstrich und billigen, hellgelben Anstrichen in Betracht. Sehr haltbare Farbe, giftig, in Öl und Leim verwendbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Neuocker, Neugelb, Pariser Ocker, Pariser Gelb.

Metallocker. Mischung von Ocker und Bleigelb.
Anderweitige Bezeichnungen: Fußbodenfarbe, Metallfußbodenfarbe, Bleiocker, Fußbodenocker.

Marsgelb. Künstlicher Ocker. Eisenhydroxyd, kohlensaures Zink und Kalk, ist in Säuren löslich, gegen Alkalien ziemlich beständig.
Anderweitige Bezeichnungen: Marsocker, künstlicher Ocker, Kunstocker, Aluminiumocker.

Kasseler Gelb. Bleifarbe aus Bleiglätte und Chlorblei. Ist in Säuren löslich, wird von starken Alkalien angegriffen. Giftig. Gegen Schwefelwasserstoff empfindlich.
Anderweitige Bezeichnungen: Mineralgelb, Turners Gelb, Patentgelb, Montpellier Gelb, Chlorgelb, Florentiner Gelb.

Zinkgelb. Chromsaures Zink. In Säuren und in starken Alkalien löslich. Hauptbestandteil des Zinkgrüns. Sehr haltbare Farbe.

Barytgelb. Chromsaures Baryum. In Säuren löslich, in Alkalien unverändert. Sehr haltbare Farbe.
Anderweitige Bezeichnungen: Ultramaringelb, Steinbühler Gelb.

Kobaltgelb. Vielfach fälschlich als Indischgelb bezeichnet. Salpetrigsaures Kobaltoxydul, Lasurfarbe, nur wenig verwendet, da sehr teuer. Nicht sehr beständig. Nicht giftig.
Anderweitige Bezeichnungen: Aureolin, Auroragelb.

Realgar. Schwefelarsen, in einigen Säuren löslich, nicht beständig, kaum als Malerfarbe zu finden. Sehr giftig.
Anderweitige Bezeichnungen: Rauschgelb, Operment, Chinagelb, Auripigment, Schwefelgelb.

Gummigutti. Gummiharz, wird von einem Baume in Ostindien gewonnen (Garcinia). Giftig. Wird von Säuren nicht verändert, von Alkalien rot gefärbt. In 01 wenig verwendet, dagegen viel als Aquarellfarbe, sowie zur Färbung von Goldlacken.
Anderweitige Bezeichnungen: Gummigelb, Aquarellgelb.

Massikot. Siehe Bleigelb.

Altgold. Ist eine Mischung verschiedener gelber Farben, im Tone alten Goldes, eine viel verwendete Farbe, meist in Leim.
Tönungen: Goldgelb, grünlichgelb, hochgelb.

Querzitrongelb. Eine Pflanzenfarbe von einer Eiche in Nordamerika gewonnen. Wird in Öl nicht verwendet, dient zum Herstellen der sogenannten gelben Farblacke. Nicht sehr haltbar; gegen Licht, Säuren und Alkalien empfindlich. Nicht giftig. Meist nur als Leimfarbe verwendet.
Anderweitige Bezeichnungen: Gelblack, Flavin, Maddergelb, gelber Lack, Visetgelb. Eine ähnliche Farbe ist das Schüttgelb.

Sideringelb. Chromsaures Eisenoxyd, ziemlich haltbar, lichtecht, teilweise in der Aquarellmalerei verwendet. Nicht giftig.

Strontiangelb. Chromsaures Strontium, ziemlich beständige Farbe.

Nickelgelb. Phosphorsaures Nickeloxydul, sehr haltbare Farbe, wird in der Malerei selten verwendet, mehr im Tapetendruck.

Urangelb. Uranoxyd, sehr lichtechte und beständige gelbe Farbe in verschiedenen Tönen. Giftig. Findet in der Freskomalerei Verwendung.
Sonstige seltene Gelbe: Vanadingelb, Wolframgelb.
Mit Phantasienamen belegte gelbe Farben sind: Postgelb, Rohrgelb, Zementgelb, Kalkgelb, Mexikogelb, Brillantgelb.

Graue Farben

Zinkgrau. Mischfarbe aus Zinkfarben und Schwarz. Verwendbar in Öl, Leim und Öllacken, nicht in Spirituslack und Kalk. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt. Im Lichte beständig, mischbar mit allen Farben.
Anderweitige Bezeichnungen: Zinkstaub, Metallgrau, graues Zinkoxyd, verunreinigtes Zinkweiß.

Steinzinkgrau. Natürliches Schwefelzinkgrau. In Öl, Leim und Kalk verwendbar. Gegen Alkalien, Säuren und Schwefelwasserstoff unempfindlich. Mit allen Farben mischbar. Nicht giftig. Gute Deckkraft und Trockenfähigkeit.

Bleigrau. Mischfarbe aus Bleifarben mit verschiedenen schwarzen Farben. In Öl, Leim und Öllack verwendbar. Nicht in Kalk und Spritlack. Giftig. Wird von Säuren und Alkalien zersetzt. Im Lichte haltbar. Gute Trockenfähigkeit und Deckkraft.

Filling up. Natürliche Mineralfarbe. Gemahlener Schiefer. Verwendbar in Öl, nicht in Leim und Kalk. Gegen Säuren, Alkalien und Schwefelwasserstoff unempfindlich. Lichtbeständig.
Anderweitige Bezeichnungen: Schleifgrund, Schiefermehl, Schiefergrau, engl. Spachtelgrund.

Graphit. Lat.: plombago, engl.: graphite, franz.: graphite.
Natürliche Mineralfarbe. Unreiner Kohlenstoff. Nicht giftig. In Öl und Leim verwendbar. Unempfindlich gegen Säuren und Alkalien.
Anderweitige Bezeichnungen: Wasserblei, Pottloh, Silbergraphit, Reißblei, Böhmisch Wasserblei, Böhmisch Grau, Ofenschwärze.

Andere Graubezeichnungen sind teils Phantasiebezeichnungen, teils anderweitige Namen für gemischte Graue: Naturgrau, Diamantfarbe, Mineralgrau, Eisengrau, Perlgrau, Steingrau, Grundiergrau, Silbergrau.
Zu den Grauen wird vielfach auch gerechnet der graue Bolus, eine Art Tonerde und die Grundkreide, letztere eine vorzügliche Grundierfarbe abgebend. In Süddeutschland und Österreich viel verwendet.

Grüne Farben

Ultramaringrün. Lat.: color viridis, engl.: ultramarine green, franz.: vert d'outremer.
Chemisch dieselbe Farbe wie Ultramarinblau. In Öl nicht verwendbar, dagegen in Leim von großer Tiefe. Empfindlich gegen Säuren. Nicht mischbar mit Blei- und Kupferfarben. Nicht lichtbeständig.

Chromgrün. Lat.: color viridis, engl.: chrome green, franz.: vert de chrome.
Mischfarbe. Mischung von Chromgelb und Pariser Blau. Verwendbar in Öl, Leim und Öllack. Nicht in Kalk. Wird von Säuren und Alkalien zersetzt, im Lichte ziemlich beständig, in Mischungen mit anderen Farben unempfindlich.
Rasche Erkennung: Beim Behandeln mit verdünnter Salzsäure bleibt ein blauer Rückstand.
Anderweitige Bezeichnungen: Grüner Zinnober, Moosgrün, Ölgrün, Seidengrün, Laubgrün, Apfelgrün, Eisenbahngrün, Wagengrün, Waggongrün, Resedagrün, Olivengrün, Grasgrün.

Chromoxydgrün, Chromoxydhydratgrün. (Nicht zu verwechseln mit Chromgrün). Lat.: chromium hydroxydatum, engl.: protoxyde of chrome, franz.: protoxyde de chrome.
Beides künstliche Mineralfarben. Ersteres ist Chromoxyd, letzteres Chromoxydhydrat. Beide sind in allen Bindemitteln verwendbar. Nicht giftig, gegen Säuren und Alkalien vollkommen unempfindlich, ebenso gegen Mischungen.
Rasche Erkennung: Durch ihre Unveränderlichkeit. Chromoxydgrün kommt in zwei Arten vor, lasierend und deckend. In der Anstreicherei sind diese Farben ihres hohen Preises halber nicht viel in Verwendung, dagegen geschätzte Farben für die Kunstmalerei.
Andere Bezeichnungen: Guignets Grün, Smaragdgrün, Arnauds Grün, Laubgrün, Casalis Grün, Pannetiers Grün, Mittelers Grün, giftfreies Grün, vert de Guignet (nach dem Erfinder Guignet).

Schweinfurter Grün.
Lat.: cuprum arsenicosum et aceticum, engl.: Schweinfort green, Emerald green, franz.: vert de Schweinfort, vert Paul Véronèse.
Künstliche Mineralfarbe. Kupferarsen-Essigverbindung. In Öl, Leim, Kalk, Öl- und Spirituslack verwendbar, ebenso auf Kalk. Sehr giftig. Wird von Säuren zersetzt, in Alkalien löslich, im Lichte gut haltbar. Soll nicht mit Schwefelfarben gemischt werden. Wenig Deckkraft.
Rasche Erkennung: Gibt in Ammoniak blaue Lösung. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff. Schweinfurter Grün darf seiner Giftigkeit wegen zum Anstrich von Möbeln und Gebrauchsgegenständen in Leimfarbe nicht verwendet werden.
Anderweitige Bezeichnungen: Von allen Farben hat das Schweinfurter Grün die meisten Synonyma oder anderweitigen Bezeichnungen.
Es seien die folgenden genannt: Apollogrün, Augsburger Grün, Baseler Grün, Böttchers Grün, Bollois Grün, Borgrün, Braunschweiger Grün, Brixener Grün, Deckgrün, Eislebener Grün, Elsners Grün, Englisch Grün, Erlaer Grün, Fensterlädengrün, Genteles Grün, Glanzgrün, Gothaer Grün, Grünspan, Jasmingrün, Jasniger Grün, Kaisergrün, Kirchberger Grün, Kuhlmanns Grün, Kupfergrün, Kurrers Grün, Lackiergrün, Laubgrün, Leipziger Grün, Leobschützer Grün, Malachitgrün, Malgrün, Mineralgrün, Miltisgrün, Münchner Myrtengrün, Nachtgrün, Napoleonsgrün, Naturgrün, Neapelgrün, Neuwieder Grün, Nürnberger Grün, Originalgrün, Pannetiers Grün, Papageigrün, Patentgrün, Polletiers Grün, Persisch Grün, Pickelgrün, Pleßgrün, Rosenstielgrtin, Saalfelder Grün, Sächsisch Grün, Scheelesches Grün, Schobergrün, Schöngrün, Schwedisch Grün, Schweizer Grün, Seidengrün, Smaragdgrün, Türkisch Grün, Ungarisch Grün, Viktoriagrün, Wassergrün, Wiener Grün, Würzburger Grün, Zwickauer Grün.

Viele dieser Ausdrücke bezeichnen Grüne, die zwar nicht ganz mit dem Schweinfurter Grün identisch sind, doch handelt es sich in allen Fällen um Kupfergrüne, die in der Hauptsache mit dem Schweinfurter Grün, wie Scheelesches Grün, Kuhlmanns Grün u. a. in der Zusammensetzung übereinstimmen. Verschiedene Bezeichnungen werden auch anderen Grünen beigelegt, wie z. B. Viktoriagrün, Grünspan.

Zinkgrün. Lat.: zincum chromicum cum ferro cyanato, engl.: zinc green, franz.: vert de zinc.
Mischfarbe. Mischung aus Zinkgelb und Pariser Blau. Verwendbar in Öl, Leim und Öllaken, nicht in Kalk. Giftig. Wird von Säuren und Alkalien zersetzt. Im Lichte beständig. In Mischungen verschieden. Deckkraft ist gut.
Anderweitige Bezeichnungen: Rinnmanns Grün, Kobaltgrün, Sächsisch Grün, Pariser Grün.

Viktoriagrün. Lat.: chromium hydroxydatum cum zinco chromico, engl.: Victoria green, franz.: vert de victoire.
Mischfarbe. Mischung aus Zinkgelb mit Chromoxydhydratgrün. Giftig. In Öl, Leim, Öl- und Spritlack und Kalk verwendbar. Deckkraft gut.
Rasche Erkennung: Beim Behandeln mit verdünnter Salzsäure bleibt ein blaugrüner Rückstand und gelbe bis blaßgrüne Lösung.
Anderweitige Bezeichnungen sind: Zinkgelbgrün, Hellgelbgrün, Nürnberger Gelbgrün.

Grüne Erde. Lat.: terra viridis, engl.: green earth, franz.: terre verte de Vérone.
Natürliche Mineralfarbe. Eisen- und Tonerdesilikat. In Öl, Leim, Kalk und Wasserglas verwendbar, nicht in Öl- und Spirituslacken. Nicht giftig. Von Säuren zersetzt, in Alkalien, Licht und Mischungen unverändert.
Rasche Erkennung: Wird beim Glühen braunrot.
Sonstige Bezeichnungen: Böhmische Erde, belgische Erde, böhmisches Grün, belgisches Grün, Steingrün, Erdgrün, Veroneser Erde, Venetianer Erde, Seladongrün, Kaadauer Grün, Tyroler Grün, Tyroler Erde, Grüne Ocker, Permanenterde, cyprische Erde.

Kalkgrün. Mischfarbe aus Teerfarbstoffen mit verschiedenen Substraten. Ist gewöhnlich nur in Kalk und Leimfarbe verwendbar. Nicht in Öl oder Lack. Alkaliecht; wird von Säuren zersetzt, im Licht nicht sehr haltbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Solidgrün, Wandgrün, Resedagrün, Blaugrün, Leimfarbengrün, Universalgrün.

Olivengrün. Mischfarbe, Mischung aus gelben und schwarzen und je nach dem Tone noch braunen und blauen künstlichen oder natürlichen Farbkörpern. Verwendung je nach der Zusammensetzung verschieden. Teils giftig, teils nicht. Verhalten gegen Säuren und Alkalien verschieden. In Mischungen unempfindlich.
Anderweite Bezeichnungen: Bronzegrün, Gelbgrün, Laubgrün, Wiesengrün, Waldgrün.

Andere im Malergewerbe nur wenig verwendete Grüne sind:
Kobaltgrün. Verbindung von Kobaltoxydul und Zinkoxyd, eine sehr beständige Farbe. Wird von Alkalien nicht angegriffen, ist in Säuren löslich.
Anderweitige Bezeichnungen: Echtes Zinkgrün, Rinnmannsgrün, Kobaltzinkgrün, im Gegensatz zum Zinkgrün aus Berliner Blau und Zinkgelb. Kommt in der Praxis nicht viel in Verwendung, weil es zu hoch im Preise steht. Meist Tubenfarbe.

Grünspan. Mit diesem Namen wird vielfach auch das Schweinfurter Grün belegt. Doch ist der richtige Grünspan mit demselben nicht identisch. Grünspan ist basisch essigsaures Kupfer, während Schweinfurter Grün .arsensaures Kupfer ist. Grünspan ist giftig, in Säuren löslich, sonst gute und haltbare Farbe. Wird wegen der Giftigkeit und da andere Farben guten Ersatz bieten, in der Praxis nicht viel verwendet.

Blaugrünoxyd. Ist eine Verbindung von Aluminiumoxyd, Chromoxyd und Kobaltoxydul, eine gute und haltbare Farbe. Wird von Säuren gelöst, gegen Alkalien beständig, nicht giftig. Ist ebenfalls in der Praxis nur wenig verwendet.

Mangangrün. Mangansaures Baryum, ist in Säuren löslich, gegen Alkalien zweifelhaft. Giftig. Auch nur selten verwendet.
Anderweitige Bezeichnungen: Kasseler Grün, Rosenstielgrün. Malachitgrün. Auch mit diesem Namen wird das Schweinfurter Grün vielfach bezeichnet, obschon es chemisch ein anderes Grün ist.

Malachitgrün. Ist basisch kohlensaures Kupfer. Es ist in Säuren löslich, gegen Alkalien zum Teil beständig, sehr giftig. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff. In der Praxis ebenfalls nur wenig verwendet.
Andere Bezeichnungen: Berggrün, Kupfergrün, Brillantgrün.

Bremer Grün. Basisch kohlensaures Kupfer und Kupferoxydhydrat, ist in Säuren löslich, ebenso in starken Alkalien. Derselbe chemische Körper wie Bremer Blau. Sehr giftig und auch gegen Schwefelwasserstoff empfindlich. In Öl nicht verwendbar. Früher viel zur Theatermalerei verwendet, da es bei künstlicher Beleuchtung seinen Ton behält.
Anderweitige Bezeichnung: Braunschweiger Grün.

Mineralgrün. Kohlensaures Kupfer, ist in Säuren unter Aufbrausen löslich. In starken Laugen ebenfalls löslich. Sehr giftig und empfindlich gegen Schwefelwasserstoff.

Scheelesches Grün. Auch mit dieser Bezeichnung wird vielfach das Schweinfurter Grün belegt, obwohl es chemisch mit demselben nicht ganz übereinstimmt. Scheelesches Grün ist arsensaures Kupfer und Kupferoxyd, während Schweinfurter Grün essigsaures und arsensaures Kupfer ist. Hat sonst dieselben Eigenschaften wie das Schweinfurter Grün; sehr giftig.

Deckgrün. Hier haben wir dasselbe Verhältnis. Deckgrün ist reines arsensaures Kupfer, also mit dem Schweinfurter Grün nicht vollkommen identisch. Ebenfalls sehr giftig. Bei Erhitzung tritt ein merklicher Knoblauchgeruch auf.

Borkupfergrün. Borsaures Kupfer, in Säuren löslich. Giftig, wie die anderen Kupferfarben.

Saftgrün. Ist ein Pflanzenfarblack, bereitet aus dem Safte der Kreuzbeeren, als Leimfarbe verwendet, nicht giftig. Gegen Alkalien und Säuren nicht beständig, in Kalk nicht verwendbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Kreuzbeerengrün, Beerengrün, grüner Lack, grüner Tonerdelack, Kreuzbeerenlack.

Gelbholzgrün, Querzitrongrün. Gelbe Lösung aus Farbhölzern, versetzt mit Kupfervitriol und Ätznatron. Nur in Leimfarbe verwendbar, gegen Säuren empfindlich, gegen Alkalien nicht, in Kalk nach längerer Zeit braun, nicht lichtbeständig. Giftig.
Einige Phantasiebezeichnungen für verschiedene Grüne sind: Banknotengrün, meist echtes Chromoxyd, wird zum Drucken der Banknoten verwendet. Milorigrün, gemischt aus Miloriblau und Chromgelb, Art Zinkgrün. Seidengrün, eine besondere Sorte Wandgrün, meist Teerfarbstoff auf Ton, nur in Leimfarbe verwendbar, nicht giftig. Solidgrün, eine ähnliche Farbe. Lackiergrün, meist ein dunkles Zink- oder Chromgrün, speziell als Lackiergrün zum Wagenlackieren zu verwenden. Echtgrün, vielfach Bezeichnung für Chromgrün oder Chromoxyd.

Rote Farben

Englisch Rot. Lat.: colcothar vitrioli, engl.: Indian red, franz.: rouge d'Anglais.
Künstliche Mineralfarbe. Eisenoxyd. Verwendbar in Leim-, Öl- und Kalkfarbe. Für Wasserglas nur bedingt geeignet. Nicht giftig. In Säuren nur schwer löslich, in Laugen und Alkalien nicht verändert.
Rasche Erkennung: Darf an Wasser keine löslichen Bestandteile abgeben. Mischbar mit allen Farben, vorzügliche Deckkraft.
Anderweitige Bezeichnungen: Eisenrot,Eisenoxyd, Oxydrot, Italiener Rot, Engelrot, Venetianer Rot, Pompejanisch Rot, Indisch Rot, Nürnberger Rot, Preußisch Rot, Polierrot, Braunrot, Prager Rot, Vitriolrot, Königsrot, Persisch Rot, Türkisch Rot, Berliner Rot, Blutrot, Scharlachrot, crocus martis, terra di Pozzuoli, Indianer Rot, Samtrot, Hausrot.
Auch verschiedene Tönungen des Englisch Rot werden mit besonderen Spezialnamen belegt, so Venetianisch Rot, mittlerer Ton, Pompejanisch Rot, feuriges Englisch Rot, Persisch Rot, dunkles sattes Rot, Neapelrot, mittleres, ins Gelbliche spielendes Rot, Indisch Rot, mehr ins Violette spielendes Rot, ähnlich dem Caput mortuum, Nürnberger Rot, grelles gelbliches Rot, Pariser Rot, sattes mittleres Rot.

Caput mortuum. Wird bei der Schwefelsäurefabrikation als Nebenprodukt gewonnen. Ist dunkler und stumpfer als das Englisch Rot, geht mehr im Ton ins Violette. Nicht giftig, vorzügliche Deckkraft und mit allen Farben mischbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Morellensalz, Totenkopf, Colcothar, Eisenviolett.

Eisenmennige. Lat.: ferrum oxydatum rubrum, engl.: oxyde of iron, franz.: oxyde de fer.
Natürliche und künstliche Mineralfarbe, meist geglüht. Eisenoxyd. In Öl, Leim, Kalk, Öl- und Spirituslack verwendbar. Mischbar mit allen Farben. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, unempfindlich gegen Alkalien, Licht und Mischungen. Vorzügliche Deckkraft.
Andere Bezeichnungen: Eisenrot, Eisensteinrot, rotes Oxyd, Braunrot, Schönrot, Preußisch Rot, Eisenminium, Eisenmennie, braune Mennige.

Bleimennige. Lat.: minium, engl.: red lead, franz.: rouge de Saturn.
Künstliche Mineralfarbe. Höhere Bleioxydverbindung. In Öl und Leim verwendbar, desgleichen in Kalk; in Öl- und Spirituslack nicht verwendet. Wird von Säuren zersetzt, gegen Alkalien unempfindlich. Im Licht gut haltbar. Soll nicht mit Schwefelfarben gemischt werden. Gegen Schwefelwasserstoff empfindlich, giftig. Von guter Deckkraft.
Rasche Erkennung: Mit verdünnter Salpetersäure scheidet sich ein braunes Pulver ab, das sich durch Zusatz von Zucker löst.
Anderweitige Bezeichnungen: Englische Mennige, Bleizinnober, rotes Bleioxyd, Pariser Rot, Mennige, Menning, Minium, Bleirot, türkische Mennige, türkisches Bleirot, Orangemennige, Saturnrot, Kristallmennige, Goldmennige, Goldsatinober, Saturnzinnober, Mineralorange.

Chromrot. Lat.: plumbum oxydatum subchromicum, engl.: chrome red, franz.: jaune d'or.
Künstliche Mineralfarbe. Basisch chromsaures Blei. In Öl und Leim verwendbar. In Öl- und Spirituslack nur bedingt. Giftig. Deckkraft mittel. Auf Kalk verwendbar. Wird von Säuren zersetzt, in Alkalien löslich, im Lichte gut haltbar. Mit Schwefelfarben nicht mischbar.
Rasche Erkennung: Gibt in Salpetersäure gelbe Lösung. Beim Kochen mit Salzsäure entwickelt sich Chlor.
Anderweitige Bezeichnungen: Chromzinnober, chromsaures Blei, Österreichischer Zinnober, Vandyckrot, Chrompurpur, Pariser Rot.

Chromorange. Ist eine Variation von Chromgelb.

Karmin. Lat.: carminum, engl.: carmine, franz. carmine.
Cochenillefarbstoff, organischer Farbkörper. In Öl und Leim verwendbar. Nicht in Kalk. Nicht sehr lichtbeständig. Nicht giftig. Wird von Alkalien zersetzt, in verdünnten Säuren löslich. Vorzügliche Lasurfarbe. Rasche Erkennung: Löst sich mit gelber oder roter Farbe in verdünnten Säuren ohne Rückstand auf.
Anderweitige Bezeichnungen: Cochenillerot, Neurot, Berliner Rot.
Dem Karmin ähnliche Farblacke sind: Karminlack, Florentiner Lack, Münchner Lack, Kugellack, Wiener Lack, Venetianer Lack, Amarantrot, Karmoisinlack, Karmoisinrot, Karmoisinzinnober, Karminette. Es sind das meistens Nebenprodukte bei der Karminherstellung oder mit Tonerde gefüllte Karmine.

Krapp, Krapplack. Lat.: lacca rubia, engl.: madder laccae, franz.: laque de garance.
Krappfarbstoff, organischer Farbkörper. In Öl und Leim verwendbar. Im Licht und an der Luft gut haltbar. Nicht giftig. Vorzügliche Lasurfarbe. In Alkalien löslich, desgleichen in verdünnten Säuren.
Rasche Erkennung: Löst sich in verdünnter Salzsäure und Schwefelsäure mit roter Farbe, in Salpetersäure mit weingelber Farbe.
Der heutige Krapplack wird aus Alizarin hergestellt, das dem Wurzelkrapp in allen Stücken gleich ist.
Anderweitige Bezeichnungen: Alizarinrot, Krapprot, Krappkarmin, Kolorin, Rubian, Purpurin, Vandyckrot, Rubens-Krapp, Rembrandt-Krapp, Bettkober-Lack, Steiner-Lack.
Ähnliche Rote sind: Krappkarmin, gebrannter Krapp, Krapprosa, Krapprot, Bordeaux-Rot, Granatlack, Granatrot, Türkisch Rot, Purpurlack, Fernambuklack, Rotholzlack, Geraniumlack, Kapuzinerlack, Kirschrot, Krapp-Purpur, Echtrot, Lackrot, Lasurrot, Königsrot, Madderlack, Garancelack, Krappviolett, Perlrot, Maroonlack, Persisch Rot.

Zinnober. Lat.: cinnabaris, hydrargyrum sulphuratum, engl.: vermillion, franz.: vermillion.
Künstliche Mineralfarbe. Schwefelquecksilber. Verwendbar in Öl, Leim, Kalk, Öl- und Spirituslack. Wenig giftig. Nur in Königswasser löslich. Gegen Alkalien beständig. Wird im Lichte nach längerer Zeit braun und schwarz. Soll mit Kupferfarben nicht gemischt werden. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff.
Erkennung: Verflüchtet sich beim Erhitzen vollkommen unter Entwicklung von schwefliger Säure. Deckkraft gut.
Anderweitige Bezeichnungen: Quecksilberrot, Vermillion, Cinnabar, Chinesisch Rot, chinesischer Zinnober, Patentrot.
Ähnliche Produkte sind: Bergzinnober (natürlicher Zinnober), Karminzinnober, Zinnoberersatz, imitierter Zinnober, Zinnoberimitation (meist aus Teerfarbstoffen mit Bleimennige), Jodzinnober, Jodinrot, Scharlachrot, Ekarlat, Scarlet, Krappzinnober, Patentzinnober.

Terra di Siena gebrannt. Hat genau dieselben Eigenschaften wie die naturelle. Durch Erhitzen verwandelt sich die gelbe Farbe in rote.

Ocker gebrannt. Hat dieselben Eigenschaften wie gelber Ocker. Durch das Glühen geht die gelbe Farbe in rote über.

Signalrot. Ist ein aus lichtechten Teerfarbstoffen hergestelltes Rot. Ist in Öl, Leim, Kalk und in Lacken haltbar. Gegen verdünnte Säuren und Licht haltbar, wird von Alkalien angegriffen. Darf in Alkohol keine rote Farbe abgeben.
Moderot nennt man eine Reihe meist lichtbeständiger Teerfarbstoffe, die in der modernen Anstreichtechnik vielfach Verwendung finden.

Verschiedene andere, weniger verwendete rote Farben sind:
Neapelrot. Mit Chromrot gemischtes Neapelgelb. Giftig. Auch werden andere Farben zuweilen mit diesem Namen belegt.

Antimonzinnober. Schwefelantimon, licht- und luftbeständig, wird von Säuren und Alkalien zersetzt, giftig. In der Praxis wenig verwendet.
Anderweitige Bezeichnungen: Spiesglanzzinnober, Spiesglanz rot, Antimon rot.

Roter Bolus. Eisenoxyd mit Ton und Kalk. In Kalk- und Leimfarbe verwendbar, dagegen nicht in Öl; in Säuren nur teilweise löslich, gegen Alkalien sehr widerstandsfähig. Nicht giftig.
Anderweitige Bezeichnungen: Rötel, Hausrat, Ballenrot, Brockenrot.

Ultramarinrot. Aluminiumoxyd mit Tonerde. Ein dem Ultramarinblau sehr ähnliches Produkt. Gegen Alkalien ziemlich beständig, wird von Säuren zersetzt und entfärbt. Nicht giftig. Ziemlich lichtbeständig.

Mit Phantasienamen belegte rote Farben sind folgende:
Antizinnober (Zinnoberimitation), Brillantrot, Karmonin, Zementrot, Korallenrot, Rosalack, Berliner Rot, Mahagonirot, Bergviolett, Achatrot, Amarantrot, Bergrot, Rotlack, Brillantrosa, Kardinalrot, Antikarmin, Cäsarlack, Claretrot, Corinrot, Perlrot, Kalkrot, Kupferrot, Maroonrot, Mischrot, Porphyrlack, römischer Karmin, Eisenbahnrot, Scharlachrot, Purpurimitation und viele andere.

Schwarze Farben

Ruß. Lat.: fuligo, engl.: soot, lamp black, franz.: suie.
Kohlenstoff pflanzlicher Herkunft. Wird durch Säuren und Alkalien nicht verändert. Verwendbar in Öl und Leimfarbe. Geringe Trockenfähigkeit, gute Deckkraft. Nicht giftig.
Anderweitige Bezeichnungen: Kienruß, Ölruß, Lampenschwarz, Druckerschwarz, Kohlenschwarz, Lampenruß, Ölschwarz, Flugschwarz, Blackschwarz.

Elfenbeinschwarz. Lat.: ebur ustrum nigrum, engl.: boneblack, franz.: carbon animal.
Organisches Kohlenschwarz. Phosphorsaurer Kalk. In Öl und Leim verwendbar. Mit allen Farben mischbar, wird von Säuren und Alkalien nicht angegriffen.
Rasche Erkennung: Verbrennt ohne Asche. Vorzügliche Deckkraft.
Verschiedene anderweitige Bezeichnungen: Beinschwarz, Kohleschwarz, Knochenkohle, Spodium, Hornschwarz, Lackierschwarz, Lackschwarz, Ölschwarz, Kasseler Schwarz, Kölner Schwarz, Kernschwarz.

Rebenschwarz. Lat.: color niger, engl.: vine black, franz.: noir de vigne.
Unreiner Kohlenstoff. Verkohlte Weintrester. In allen Bindemitteln verwendbar. Nicht giftig. Unempfindlich gegen Säuren. Alkalien, Licht und andere Farben.
Rasche Erkennung: Brennt wie Braunkohle.
Anderweitige Bezeichnungen: Frankfurter Schwarz, Weinrebenschwarz, Treberschwarz, Kernschwarz, Korkschwarz, Pariser Schwarz, Samtschwarz, Alaunschwarz, Teerschwarz, Drusenschwarz, Spanisch Schwarz.

Andere weniger verwendete Schwarze und Phantasiebezeichnungen: Azetylenschwarz, Zementschwarz, Manganschwarz, Alizarinschwarz, Diamantschwarz, Mineralschwarz, Schieferschwarz, Brillantschwarz, Patentschwarz, Samtschwarz, Flatterruß, Flammruß, Katechinschwarz, schwarze Kreide, Naphtholschwarz, Ultramarinschwarz, Vidalschwarz, Absolutschwarz, Neutralschwarz, Kupferdruckschwarz.

Violette Farben

Ultramarinviolett. Mischfarbe aus Blau und Rot. Hat dieselben Eigenschaften wie Ultramarinblau.
Rasche Erkennung: Wird beim Glühen blau.

Kobaltviolett. Phosphorsaures Kobaltoxydul. Hat die gleichen Eigenschaften wie Kobaltblau. Giftig, wenn mit Arsengehalt.

Manganviolett. Phosphorsaures Mangan. Gegen Säuren ziemlich beständig. In starken Alkalien löslich. Nicht giftig.

Krappviolett. Mit Teerfarben geschönte in Kalk haltbare Farbe. Gegen Alkalien unempfindlich. In Öl nicht verwendbar. Nicht giftig.

Andere Phantasiebezeichnungen für Violette sind: Wandviolett, Neuviolett, Brillantviolett, violetter Lack, Tonviolett, Jodviolett, Anilinviolett, Methylviolett, Alizarinviolett, Karminviolett; Kupferviolett, Purpurviolett, Zinnviolett, Formilviolett, Bergviolett, Modeviolett.

Weiße Farben

Bleiweiß. Lateinisch: cerussa, englisch: withe-lead, französisch: ceruse, blanc de plomb.
Künstliche Mineralfarbe, basisch kohlensaures Blei. Bleiweiß wird nach verschiedenen Verfahren hergestellt. Man kennt das holländische und das Kammerverfahren. Das letztere wird von den deutschen Bleifarbenwerken in der Regel angewendet. Bleiweiß hat von allen weißen Farben die größte Deckkraft. Es ist in Öl und Leim verwendbar. In Öl- und Spirituslacken nur bedingt. In Kalk ist es verwendbar, wird aber selten gebraucht. Bleiweiß ist giftig. Wird von Säuren zersetzt. Ist im Lichte gut haltbar. Soll nicht mit Schwefelfarben gemischt werden. Empfindlich gegen Schwefelwasserstoff.

Schnelle Untersuchung: Löst sich in Salpetersäure unter Aufbrausen ohne Rückstand. Ölbleiweiß muß zur Untersuchung erst mit Benzin ausgewaschen werden. Beim Kochen mit Alkalien muß es sich vollkommen lösen.

Qualitätsbezeichnungen: Früher bezeichnete man das verschnittene Bleiweiß als Venetianer Weiß mit 50% Spatzusatz, Hamburger Weiß mit 65% Spat, Holländer Weiß mit 80% Spat. Heute hat man die Handelsbezeichnungen Bleiweiß rein, und bei Sorte 1 mit 20% Spat, bei Sorte II mit 40 und Sorte III mit 60% Spat.

Durch eine Vereinbarung mit den Bleiweißfabrikanten müssen auf den Bleiweißgebinden das Bruttogewicht angegeben sein, ebenso die Qualität: Bei Rein ein „R", bei Sorte 1 „V1", bei Sorte II „VII", bei Sorte III „VIII". Außerdem müssen sämtliche Gebinde die nebenstehende Marke tragen.


Andere Bezeichnungen (Synonyma) sind: Kremser Weiß, Chremnitzer Weiß, Klagenfurther Weiß, Pattissonweiß, Silberweiß, Berliner Weiß, Bleikarbonat, Bleioxyd, Oxyd, Perlweiß, Hamburger Weiß, Venetianer Weiß. Beim Verarbeiten von Bleiweiß müssen die Vorschriften des Bundesrates betr. Merkblatt über Bleifarben beachtet werden.

Sulfobleiweiß. Schwefelsaures Bleiweiß, im Gegensatz zum gewöhnlichen kohlensauren Bleiweiß. Künstliche anorganische Farbe. Deckkraft gut, verwendbar in Öl und Leim. Nur wenig giftig. An der Luft und im Licht gut haltbar.
Anderweitige Bezeichnungen: Bleisulfat, Bleischnee, Bleisublimat.

Ölweiße. Seit vielen Jahren werden Ersatze für das giftige Bleiweiß herzustellen versucht. Man mischt verschiedene Farben wie Zinkweiß, Lithopone, Kreide, Barytweiß, vielfach noch mit etwas Bleiweiß in den verschiedensten Verhältnissen. Manche Ölweiße haben sich ganz gut bewährt.
Anderweitige Bezeichnungen: Bleiweißersatze, Fassadenweiß, Lichtweiß usw. Die meisten dieser Ölweiße haben besondere Handelsnamen.

Titanweiß. Engl.: Titan white, franz.: blanc de Titan.
Künstliche Mineralfarbe. Titandioxyd. Nicht giftig. Im Lichte und an der Luft gut haltbar. Gute Deckkraft. Wird von Schwefelwasserstoff nicht beeinträchtigt. Wird von Gasen und Dämpfen nicht angegriffen.
Anderweitige Bezeichnungen: Schwedenweiß, Rutilweiß, Titanium.

Zinkweiß. Lat.: zincum oxydatum, engl.: zinc white, franz.: blanc de zinc.
Künstliche Mineralfarbe, Zinkoxyd. Verwendbar in Öl, Leim, Öl-lack, nicht in Kalk und Spritlack. Nicht giftig. Ist in Säuren und Alkalien löslich, gegen Licht und Mischung mit anderen Farben unempfindlich.
Rasche Erkennung: Löst sich in allen Mineralsäuren. Deckkraft ist geringer als bei Bleiweiß. Trockenkraft gut. Wird von Schwefelwasserstoff nicht beeinträchtigt. Zinkweiß ist gegen Feuchtigkeit empfindlich, klumpt sich dann zusammen, wird aber beim Glühen wieder weich.
Andere Bezeichnungen sind: Ewigweiß, Zinkoxyd, Schneeweiß.
Qualitätsbezeichnungen: Weiß-Siegel als feinste Marke, Grün-Siegel als fein, Rot-Siegel als Mittelqualität.

Lithopone. Lat.: zincum sulfuratum, engl.: Griffit white, franz.: blanc de Charlton.
Künstliche Mineralfarbe. Schwefelzink mit Schwerspat, Zinksulfitweiß. Verwendbar in Öl, Leim, Lacken und Kalk. Nicht giftig. Wird von Säuren und Alkalien zersetzt. Wird im Licht grau, im Schatten wieder weiß und bleibt späterhin auch so. Soll nicht mit Bleifarben gemischt werden, ebenso nicht mit Kupferfarben. Gegen Schwefelwasserstoff unempfindlich.
Rasche Untersuchung: Entwickelt beim Lösen mit verdünnter Salzsäure Schwefelwasserstoff. (Geruch nach faulen Eiern.)

Qualitätsbezeichnungen:

  • Grün-Siegel, beste Marke, ca. 35% Schwefelzink
  • Rot-Siegel, geringere Marke, 30% Schwefelzink
  • Weiß-Siegel, geringere Marke, 25% Schwefelzink
  • Blau-Siegel, geringere Marke, 22% Schwefelzink
  • IP Gelb-Siegel (Deckweiß), 15% Schwefelzink

Andere Bezeichnungen sind: Griffithsweiß, Steinweiß, Sulfidweiß, Zinksulfidweiß, Schwefelzinkweiß, Deckweiß, Bariumweiß, Lithophon, Ores-Weiß, Jersey-Lily-Weiß, Ponolith, Ölweiß.

Kreide. Lat.: creta, engl.:* white chalk*, franz.: craie.
Natürliche Mineralfarbe. Kohlensaurer Kalk. Verwendbar in Öl, Leim, Kalk und Wasserglas. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt. Gegen Alkalien,, Mischungen und Licht unempfindlich.
Rasche Untersuchung: Löst sich in verdünnter Salzsäure unter Aufbrausen vollkommen auf.
Anderweitige Bezeichnungen sind: Wiener Weiß, Dänisch Weiß, Rügener Weiß, Französisch Weiß, Spanisch Weiß, Marmorweiß, Schlämmkreide, gemahlene Kreide, Staubkreide, kohlensaurer Kalk.
Besondere Marken sind: Bologneser Kreide, Venetianer Kreide, Champagnerkreide, Meudonkreide, Neuburger Kieselkreide.

Schwerspat. Lat.: baryum sulfuricum, blanc fixe, engl.: heary spar, mineral white, franz.: blanc fixe, baryte.
Natürliche Mineralfarbe. Schwefelsaurer Baryt. In Leim verwendbar. Hat in Öl keine Deckkraft. Dient hauptsächlich als Streckmittel der Farben. Ist in Säuren und Alkalien, Licht und Mischung mit anderen Farben vollkommen unempfindlich. Nicht giftig.
Rasche Erkennung: Ist in keiner Säure löslich.
Sonstige Bezeichnungen sind: Barytweiß, Blanc fix, Permanentweiß, Mineralweiß, Neuweiß.
Schwerspat wird auch künstlich hergestellt und heißt derselbe in der Regel Permanentweiß oder blanc fixe.

Weißer Ton, Bolus. Lat.: argilla, engl.: clay, franz.: argile.
Natürliche Mineralfarbe. Vorwiegend kieselsaure Tonerde. In Öl, Leim und Kalk verwendbar. Nicht giftig. Wird von Säuren zersetzt, gegen Alkalien und Licht unempfindlich.
Rasche Erkennung: Die pulverförmige Ware zeigt beim kräftigen Aufstrich mit der Spachtel eine fettig glänzende Oberfläche.
Sonstige Bezeichnungen: Hauerde, Pfeifenton, Bergkreide, Ballenkreide, Porzellanerde, Kaolin, Kieselerde, Alaunerde.

Andere, seltener vorkommende Weißfarben sind:
Antimonweiß. Antimonoxyd, selten vorkommende Metallfarbe, ist sehr haltbar, aber zu teuer, um sich in die Praxis einzuführen.

Wismutweiß. Basisch salpetersaures Wismutoxyd, eine gegen Säuren und Alkalien vollkommen unempfindliche Farbe, dagegen sehr empfindlich gegen Schwefelwasserstoff. Zu teuer, um sich in die Praxis einzuführen.

Zinnweiß. Zinnsäurehydrat, ist ein Produkt, das hauptsächlich in der Glasmalerei und Emaillierkunst Verwendung findet. Ist in Säuren und Alkalien löslich.

Talkum. Speckstein, Steatit, Federweiß, Glitschpulver, kieselsaures Magnesium, ist ein sehr widerstandsfähiger Stoff, unlöslich in Alkalien und Säuren. Erkenntlich an seiner fettigen Struktur. Dient als Pause-und Pudermaterial.

Analine. Ist ein unter besonderen Vorsichtsmaßregeln gebrannter Gips, der im Wasser nicht hart wird, als Streckmittel für Farben und auch als Düngemittel dient. (Siehe Gips.)

Zementweiß. Ist eine Phantasiebezeichnung für eine aus Kreide und Kalk gemischte weiße Farbe zum Anstrich auf Zement oder zum Färben von Zement.

Leichtspat. Ist ein unter besonderen Maßregeln gebrannter Gips, der nicht hart wird und als Streckmittel der Farben dient. Ähnlich der Analine.

Gips. Lat.: gypsum, engl.: gypsum, franz.: plâtre.
Obwohl der Gips eigentlich nicht zu den weißen Farben gehört, wollen wir ihn doch an dieser Stelle besprechen. Gips ist seiner chemischen Natur nach schwefelsaurer Kalk. Er ist in der Natur ungemein verbreitet, bekannt unter dem Namen Gipsstein. Vor seiner Verwendung muß er gebrannt werden. Je nach der Art seiner Brennung hat der Gips ganz verschiedene Eigenschaften. Der Gips wird meist in großen Kesseln gebrannt und heißt dann kesselgebrannter Gips. Der gewöhnlichste Gips ist der Baugips. Das ist der, den der Maler in der Regel zum Vergipsen verwendet. Er hat eine ziemlich grobkörnige Mahlung. Wird er feiner gemahlen, so erhält man Stuckgips oder Modellgips. Diese Gipssorten haben die Eigenschaft, in der Berührung mit Wasser sehr rasch zu erhärten.
Wird der Gips beim Brennen nicht über 110° C erhitzt, so entsteht der genannte Bau- und Stuckgips. Wird er auf etwa 170° C erhitzt, so tritt die Erhärtung nach dem Anrühren mit Wasser nur sehr langsam und allmählich ein. Wird er dagegen über 210° C erhitzt, so verliert er sämtliches chemisch gebundene Wasser, und es entsteht ein Produkt, das, mit Wasser angerührt, überhaupt nicht mehr hart wird. Das ist der sogenannte totgebrannte Gips, auch Analine genannt, und dieses Produkt dient als wertvolles Düngemittel und noch vielmehr als Füllmaterial für billige Farben. Wird dieser totgebrannte Gips noch längere Zeit auf sehr hohen Hitzegraden erhalten, so bekommt er die Fähigkeit, mit Wasser angerührt, wieder zu erhärten, aber nur sehr langsam, um dann aber zu einer ungemeinen Festigkeit zu gelangen. Dieser Gips ist der sogenannte Estrichgips und dient als Fußbodenbelag unter Linoleum.
Wird der Gips beim Brennen mit verschiedenen Flüssigkeiten behandelt, so erhält man noch anderlei Produkte. Wird er, nachdem er eine Zeitlang gebrannt ist, aus dem Kessel herausgenommen und mit einer gesättigten Alaunlösung übergossen und dann fertig gebrannt, so erhält man ein Produkt, das sich gießen und polieren läßt. Das ist der sogenannte Marmorzement. Je nach der Behandlung mit Alaun oder auch mit Borax gewinnt man noch verschiedene andere Arten Zement aus dem Gips, wie sogenannten weißen Zement, den Pariazement, den Sorelzement, den englischen Zement, Marezzomarmor.

Verzögerung des Bindens des Gipses. Gips bindet bekanntermaßen sehr rasch ab. Man kann das Abbinden verzögern, wenn man zum Wasser etwas Leimlösung oder starke Seifenbrühe oder einen Absud der Eibischwurzel zusetzt. Dadurch kann das Abbinden bis zu einer Stunde verzögert werden.

Erhärtungsmittel für Gips. Setzt man dem Anrührwasser Alaun oder Borax zu, so wird der Gipsguß sehr hart und bricht nicht leicht. In manchen Gegenden setzen die Maler der Leimfarbe etwas Gips zu, um sie rasch zum «Stehen» zu bringen und das Abrinnen zu verhindern.

Qualitätsmerkmale: Bevorzugt wird stets der kesselgebrannte Gips. Für den Maler kommt als gute Sorte in Betracht der Alabastergips, der Stuckgips und als gewöhnliches Material der Baugips.

Kalk. Der Vollständigkeit halber müssen wir an dieser Stelle auch den Kalk erwähnen, denn auch er ist eine weiße Farbe. Da er aber auch zu den Bindemitteln zu rechnen ist, werden wir die Eigenschaften des Kalkes beim Abschnitt Bindemittel eingehend behandeln.

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